12.1 Gründe, Ziele, Realisierung |
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Gründe für Modellbildung |
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Die klassische Organisationslehre [Anmerkung] konnte sich, wenn es um die Durchdringung und Verbesserung der Abläufe in den Organisationen ging, im Wesentlichen auf die Analyse menschlicher Handlungen konzentrieren. Dies ist heute nicht mehr möglich, Modellbildung wurde unabdingbar. Zwei Gründe [Anmerkung] sind dafür verantwortlich. Der erste liegt in der immer mehr gestiegenen Komplexität der Unternehmensrealität. Diese führte dazu, dass sie gar nicht mehr beherrschbar ist ohne systematische Wahrnehmung, ohne Durchdringung mit einem Modellierungswerkzeug. Der zweite entsteht durch die Notwendigkeit der Softwareerstellung. Geschäftsprozesse werden heute teilweise oder ganz in Software abgebildet, durch IT unterstützt. Software basiert immer auf einem Modell der Realität, auf verschiedenen Ebenen. D.h., vor der Programmierung ist auch hier Modellierungsarbeit zu leisten. Von der Istanalyse der Geschäftsprozesse, der Umsetzung dieser in programmnahe Modelle bis zur daraus abgeleiteten Anforderungsermittlung für die Software. Unter Umständen dann auch noch unter Einbezug der Unternehmensmodellierung, wo das Unternehmen als Ganzes (mit seiner Umwelt) ins Auge gefasst wird. |
Komplexität |
Modellierung bedeutet immer Abstraktion, d.h. Konzentration auf das, was zum jeweiligen Zeitpunkt als wesentlich erachtet wird. Insofern ist (natürlich) die Modellierung der Unternehmensrealität zeitbezogen. Derzeit ist es so, dass Geschäftsprozesse im Mittelpunkt dieser Anstrengungen stehen, ergänzt um das eingeführte ältere Instrumentarium aus der Organisationslehre. |
Abstraktion |
Modellierung an sich hat natürlich noch viele weitere Aspekte, die hier nicht betrachtet werden können. Auf einen soll aber hingewiesen werden, weil er gerade Bedeutung gewinnt für die Prozessmodellierung. Er hat mit „Modellierung“ zu tun, wie sie die Informatik sieht. Hier finden sich (beispielhaft: [Kastens und Kleine Büning 2008]) nicht nur Algorithmen, Logik, Petri-Netze usw., sondern auch die für unser Thema wichtigeren Abschnitte Modellierung mit Graphen und Modellierung von Abläufen, wobei hierbei Automaten genannt werden. Mit Automaten kommen Geschäftsprozesse inzwischen sehr eng in Kontakt, weil in Anwendungsprogramme gefasste Geschäftsprozesse so etwas wie (softwaretechnische) Automaten darstellen. Vgl. dazu Kapitel 13 und 14 in [Staud 2019] wo Zustandsautomaten der UML grundsätzlich aber auch in Hinblick auf ihre Eignung für die Prozessmodellierung betrachtet werden, sowie in [Staud 2014a,b] die Abschnitte 12.3 ("Automatisierung") und 12.4 ("Kontrollfluss vertieft"). |
Automaten |
Ziele der Prozessmodellierung |
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Erstes Ziel jeder Geschäftsprozessmodellierung ist die Bestandsaufnahme, also die Feststellung, welche Geschäftsprozesse in welcher Form ablaufen. Sie kann direkt zu einer Dokumentation (z.B. im Rahmen einer ISO 9000-Zertifizierung) führen oder zu einer Beschreibung, die man zur Vorbereitung der Einführung einer ERP-Software benötigt. In diesem Fall vergleicht man im Rahmen von Istanalysen (vgl. Abschnitt 6.1) die vorgedachten Geschäftsprozesse der ERP-Software mit den eigenen beschriebenen betrieblichen Abläufen. |
Dokumentation und Istanalyse |
Das zweite große Ziel ist das der Geschäftsprozessoptimierung, also der Beseitigung von Schwachstellen, die bei der Erhebung der Prozesse erkannt wurden. Beispiele für solche Schwachstellen finden sich in Abschnitt 5.1.3. |
Schwachstellen beseitigen durch Optimierung |
Diese Schwachstellenanalyse führt im einfachsten Fall zu Defiziten, die mit fehlender Datenintegration und fehlender Prozessintegration bezeichnet werden. Ersteres führt zu Dateninseln und Medienbrüchen, zweiteres zu Organisationsbrüchen.Vgl. Abschnitt 2.6. |
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Natürlich ist das zentrale Ziel jeder Prozessoptimierung die Förderung der Wertschöpfung. Der Weg dorthin geht, da ist sich die Literatur einig, über eine möglichst ausgeprägte Kundenorientierung (am realen und am "potentiellen Kunden", vgl. Stichwortverzeichnis). Vgl. dazu [Schmelzer und Sesselmann 2013, Abschnitt 2.2]. Dies ist nicht so einfach, wie es sich anhört. Kundenorientierung äußert sich oft darin, wie gut eine bestimmte Aufgabe ausgeführt wird. Dies wird aber in Prozessmodellen nicht erfasst. Das Prozessmodell macht aber deutlich, ob überhaupt Aufgaben und Systeme für den Kundenkontakt ausgewiesen sind. Die Prozessrealisierung zeigt dann, ob Kundenkontakte auch stattfinden. Die oftmals danach angeforderte Bewertung durch den Kunden ("Hat Ihnen dies geholfen?") erlaubt dann die Einschätzung des Erfolgs der Bemühungen. |
Kundenorientierung |
Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Entwicklung von Software. Zum einen im Rahmen der IT-Unterstützung, zum anderen für die Automatisierung, die automatisierte Abwicklung der Geschäftsprozesse. Requirements Engineering (die Entwicklung der Anforderugnen an die zu erstellende Software; auch Anforderungsmanagement) benötigt, wenn es um Geschäftsprozesse geht, zuerst eine detaillierte Erfassung derselben. Dazu mehr in den Kapiteln 20 - 22. |
Requirements Engineering |
Weitere eher konkrete Ziele werden, unter dem Stichwort „Einsatzzwecke von Prozessmodellen“ in [Becker, Kugeler und Rosemann 2012, S. 199f] genannt: |
Einsatzzwecke Becker |
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Auf einen Beitrag zur effizienten Gestaltung des Geschäftsprozessmanagements zielen die von Gaitanides angeführten Zwecke der Prozessmodellierung [Gaitanides 2012, S. 160]: |
Zwecke Gaitanides |
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12.2 Grundsätze ordnungsgemäßer Modellierung |
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Rosemann/Schwegmann/Delfmann stellen ganz allgemeine grundsätzliche Forderungen an die Prozessmodellierung vor. Ziel ist die Reduzierung bzw. Beherrschung der mit der Modellierung verbundenen Komplexität. Die sog. Grundsätze sind wie folgt: |
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[Rosemann, Schwegmann und Delfmann 2012, S. 49f] |
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12.2.1 Fachliche und technische Prozessmodelle |
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In der betriebswirtschaftlichen Literatur wird zwischen fachlichen und technischen Prozessmodellen unterschieden. Bei [Schmelzer und Sesselmann 2013, S. 240] findet sich dazu folgende Ausprägung in |
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Unter BW-Referenzmodellen verstehen sie "allgemeine, auf bestimmte Anwendungsbereiche (Punktionen, Branchen etc.) zugeschnittene Informationsmodelle, die als Orientierung und Empfehlung (Bauplan) für die Konstruktion von unternehmensspezifischen Prozessmodellen sowie für die Definition und Strukturierung von Geschäftsprozessen dienen." [ebenda] Vgl. Abschnitt 18.10 für eine Beschreibung und Beispiele. |
BW-Referenzmodelle |
Mit SW-Referenzmodellen meinen sie Prozessmodelle, die von "Softwareherstellern in Verbindung mit Standardsoftware angeboten" werden. "Sie enthalten Referenzprozesse, die von der Standardsoftware unterstützt werden. Die Referenzprozesse werden als Soll-Prozesseempfohlen, um den Aufwand für die Adaption der Standardsoftware möglichst gering zu halten." [ebenda] Vgl. Abschnitt 18.1, Stichwort vorgedachte Geschäftsprozesse, sowie [Staud 2006, Kapitel 8] mit der Beschreibung des (damaligen) Beispiels einer Unternehmensmodellierung (SAP). |
SW-Referenzmodelle |
Unternehmensprozessmodelle bzw. Geschäftsprozessmodelle sind "spezifisch auf Ziele, Anforderungen und Gegebenheiten eines Unternehmens zugeschnitten. Es enthält Vorlagen und Regeln zur Definition und Strukturierung von Prozessmodellen für die Geschäftseinheiten (hier Geschäftsprozessmodelle genannt) und für geschäftsspezifische Geschäftsprozesse." [ebenda] |
Unternehmensprozessmodelle |
12.3 Basiselemente einer jeden Prozessmodellierung |
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Geschäftsprozesse können auf verschiedenen Aggregationsebenen betrachtet und modelliert werden. Dabei werden die Aufgaben und Handlungen unterschiedlich stark detailliert oder zusammengefasst. Im einfachsten Fall können folgende Ebenen unterschieden werden: |
Ebenen |
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Die Betrachtung der Basiselemente einer jeden Prozessmodellierung hängt dann natürlich davon ab, auf welcher Ebene man die Prozesse betrachtet. Hier wird die Ebene der Standardprozessmodellierung gewählt. |
Gewählte Ebene |
Standardprozessmodellierung |
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Die Standardprozessmodellierung ist unterhalb der hoch aggregierten Überblicksnotationen und oberhalb der programmnahen Prozessmodellierung angesiedelt. Sie soll die Geschäftsobjekte (unzerlegt und nicht zusammengefasst) und den Umgang der Handelnden mit den Geschäftsobjekten klar darstellen. Es ist damit diejenige Ausprägung der Prozessmodellierung, bei der eine Handlung eines Prozessteilnehmers („Kalkulation erstellen“, „Brief schreiben“, „an Sitzung teilnehmen“) in ein Basistheorieelement (eine Tätigkeit mit verbundenen Ereignissen) findet. Auf dieser Detaillierungsebene bleiben die Geschäftsobjekte (Rechnungen, Lieferscheine, usw.) als Ganzes erhalten, verschwinden also nicht, wie auf höheren Aggregationsniveaus oder werden zerlegt wie in der programmnahen Prozessmodellierung. Istanalysen bewegen sich oft auf dieser Ebene. |
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Basiselemente |
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Es geht hier also um die Basiselemente von Geschäftsprozessen und Prozessmodellen, die in der heutigen Prozessmodellierung verwendet werden. Zusätzlich soll betrachtet werden, wie sich diese gerade durch die Digitalisierung verändern. |
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Etwas genauer: Welche Elemente verwenden die Methoden zur Modellierung von Geschäftsprozessen im Sinne einer Standardprozessmodellierung heute und welche kommen, durch die Digitalisierung / Automatisierung und die damit verbundene programmnahe Prozessmodellierung dazu? Eine solche Betrachtung ermöglicht eine fundierte Einschätzung der Methoden, auch bzgl. ihrer Tauglichkeit für bestimmte Anwendungen. Außerdem wird damit ein Vergleich der Methoden möglich. |
Heute und morgen |
Hier wird der Begriff Tätigkeit verwendet, wenn es um die einzelnen zu lösenden Aufgaben in einem Geschäftsprozess geht, und Tätigkeitsfolge, wenn Prozesse oder Prozessabschnitte gemeint sind. Der Grund ist einfach der, dass die Begriffe Aktion, Aktivität und auch Funktion durch die Methoden (Ereignisgesteuerte Prozessketten, Business Process Model and Notation) belegt sind. |
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Im Folgenden die Modellierungselemente, sie sind von (1) bis (12) durchnummeriert: |
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(1) Zentraler Gegenstand und Aufgabe des Geschäftsprozesses |
Gegenstand und Aufgabe |
Was wird im Geschäftsprozess bearbeitet, was ist die Aufgabe? Z.B. die „Leistung“ (Produkt, Dienstleistung) bei der Leistungserbringung des Unternehmens, das „Angebot“ bei der Angebotserstellung, usw. |
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"Neu" im Zeitalter der Digitalisierung: |
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<<mehr dazu im Seminar/in der Vorlesung>> |
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(2) Elementare Tätigkeiten |
Tätigkeiten |
Jedes Prozessmodell braucht ein Theorieelement für die Teilaufgaben, in die man die Gesamtaufgabe zerlegt. Bzgl. der unvermeidlichen Subjektivität dieser Zerlegung vgl. Abschnitt 2.3. |
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Liegt eine vertikale Dimension vor, wird also die Standardprozessmodellierung nach "oben" und "unten" erweitert, werden die Tätigkeiten entweder zusammengefasst oder zerlegt. Eine einzelne Tätigkeit auf hoher Ebene, nahe den Wertschöpfungsketten, umfasst sehr viel mehr Tätigkeiten als eine auf der Ebene von Istanalysen. Eine in Systemnähe sehr viel weniger. |
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In der Standardprozessmodellierungsind Tätigkeiten solche, die einmal angestoßen, dann ausgeführt und zuletzt beendet werden. Es sind also keine impliziten Schleifen („bleibt aktiv“) vorgesehen, wie bei einigen Theorieelementen der UML (vgl. [Staud 2019, Kapitel 12]). |
Anstoßen – ausführen – beenden |
"Neu" im Zeitalter der Digitalisierung: |
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(3) Informationen auf Trägern aller Art |
Informationen 1 |
Dieses Element erfasst jede irgendwie genutzte Information auf allen Trägern (digital oder nicht). Zentral ist dabei das Konzept der Geschäftsobjekte. Aber auch alle sonstigen Informationen gehören dazu (Koordinierungsinformationen, Nachrichtenverkehr, …). Diese werden erzeugt, verändert und gelöscht. |
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Dazu gehören auch die Informationsflüsse. Insgesamt also Information, die einfach nur genutzt wird, Information, die erzeugt wird und solche, die nur transportiert wird. Dies ist grundsätzlich notwendig, weil dadurch die Datenflüsse deutlich werden, die ja oft Hinweise auf Optimierungspotential liefern. Außerdem stellt es die Verbindung zu den Datenbanken her. |
Flüsse |
Der Grund ist, dass in jedem Geschäftsprozess zahlreiche und umfangreiche Informationen verwaltet werden. Schließlich werden ja auch die meisten Geschäftsobjekte (Rechnungen, Lieferscheine, ...) als Daten in den Datenbanken repräsentiert. Dieses Erzeugen, Bearbeiten, Löschen und Transportieren von Information ist den oben eingeführten elementaren Tätigkeiten zuzuordnen. Die dort angegebenen Träger sind dann die informationsverarbeitenden Einheiten. |
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"Neu" im Zeitalter der Digitalisierung: |
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<<mehr dazu im Seminar/in der Vorlesung>> |
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(4) Informationsverarbeitung |
Informationen 2 |
Dabei soll es nicht um Lesen, Schreiben, Verändern und Löschen von Information gehen, sondern um weitergehende Informationsverabeitung. Z.B. Erstellen eines Angebots, Durchführen einer Kalkulation, usw. Dies sind allgegenwärtige Tätigkeiten in Geschäftsprozessen. |
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„Neu“ im Zeitalter der Digitalisierung: |
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(5) Informationstransport |
Informationen 3 |
Hiermit ist nicht der elementare Datenzugriff gemeint, sondern der Transport von Geschäftsobjekten, usw. Auch hier gilt: Dies war schon immer ein Thema, dass durch die aktuellen Entwicklungen aber intensiviert wird. Während vor noch nicht allzulanger Zeit der Informationstransport rundum Geschäftsprozesse weitgehend innerhalb der Anwendungssoftware (z.B. ERP-Software) ablief, ist dies heute deutlich anders. |
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„Neu“ im Zeitalter der Digitalisierung: |
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(6) Träger der Tätigkeiten |
Träger |
Dieses Element benennt, wer die jeweilige Tätigkeit realisiert: Organisationseinheiten, Stellen, Personen, Programme (z.B. auch WebServices). Diese „Zuständigen“ werden den elementaren Tätigkeiten zugeordnet. Es sollte möglich sein, mehrere Träger darzustellen, auch Beziehungen zwischen den Trägern („Dies erledigt der Verkauf entweder mit der Produktion oder mit dem Controling“). |
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Je weitgehender ein Geschäftsprozess automatisiert ist, desto mehr liegen Programme als Aufgabenträger vor. Man stelle sich dazu einen Geschäftsprozess in einem Internet-Unternehmen vor, der den Umgang mit den Kunden beschreibt. Hier sind neben den Kunden fast nur Programmkomponenen als Träger der Tätigkeiten anzutreffen. |
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Heute sind dies neben den beteiligten Menschen Programme unterschiedlichster Art: |
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„Neu“ im Zeitalter der Digitalisierung: |
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(7) Ereignisse |
Ereignissteuerung |
Gedacht ist hier an die für den Geschäftsprozess wichtigen Ereignisse. Ereignisse in diesem Sinne sind ein Bestandteil des Kontrollflusses. In der Ablaufmodellierung werden schon lange Ereignisse und Aktionen miteinander verknüpft. Die einfache Tatsache, dass eine Tätigkeit startet, ist ein Ereignis bzw. bedingt ein Ereignis (die Ursache für die Tätigkeit). Die Tatsache, dass eine Tätigkeitsfolge endet, stellt wiederum ein Ereignis dar, bzw. führt zu einem Ereignis – oder auch zu mehreren, entsprechend der Operatoren. Dieses Konzept, Tätigkeitsfolgen und Ereignisse miteinander zu verknüpfen, ist elementar und aus der Standardprozessmodellierung nicht wegzudenken. |
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Die Ereignisse kommen aus der Ereigniswelt des Unternehmens. Zu dieser gehört das Unternehmen selbst, seine Geschäftspartner, staatliche Einrichtungen, das politische System ("Energiewende jetzt") und die Gesellschaft als solche ("Wir wollen keine Stromtrassen"). |
Ereignisumwelt des Unternehmens |
„Neu“ im Zeitalter der Digitalisierung: |
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(8) Kontrollfluss |
Tätigkeitsfolge |
Der Kontrollfluss regelt die Abfolge der elementaren Tätigkeiten. Ihre sequenzielle Anordnung (hintereinander) und die Verzweigungen. Beides wird von der Semantik des jeweiligen Geschäftsprozesses bestimmt. Damit ist der Kontrollfluss ein Strukturmerkmal von Geschäftsprozessen. |
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Es gibt verschiedene Vorstellungen von Kontrollfluss. Der einfachste Fall: Geschäftsprozesse und elementare Tätigkeiten werden angestoßen, abgearbeitet und beendet. Ein Geschäftsprozess wird erst wieder gestartet, wenn die vorige Instanz beendet ist. Die erweiterte Variante ist, dass mehrere Instanzen parallel gestartet werden können. |
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Ein Kontrollfluss hat Verzweigungen. Im einfachsten Fall drei, die der Struktur der logischen Operatoren ODER, exklusives ODER (XODER) sowie UND entsprechen. |
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Nicht neu, aber mit höherer Intensität im Zeitalter der Digitalisierung: |
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(9) Andere Flüsse |
Viele Flüsse |
Oben wurden schon Nachrichten- und Informationsflüsse angeführt. Neben diesen sollten auch andere ausdrückbar sein, z.B. Dokumentenflüsse, Materialflüsse, Fluss von sonstigen Dingen (z.B. bei logistischen Vorgängen). |
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„Neu“ im Zeitalter der Digitalisierung: |
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(10) Ebenen, Kapselung |
Rauf und runter |
Eine Standardprozessmodellierungmuss Detaillierungsebenen ermöglichen. Es muss also möglich sein, Tätigkeiten zu zerlegen oder zusammenzufassen. Wird bewusst in mehreren Ebenen modelliert, sollte man zwischen den in den einzelnen Ebenen gekapselten Tätigkeitsfolgen Beziehungen anlegen können, so dass klar ist, wie die Beziehungen zwischen den Tätigkeitsfolgen "oben" und "unten" aussehen (Aufruf, Rückkehr, Weitergabe und Rückgabe von Information, usw.). Zum Beispiel mit exakten Verweisen zwischen den Ebenen, so wie bei den Strukturierten Aktivitätsknoten oder den Subautomaten in Zustandsautomaten (vgl. Kapitel 13 in [Staud 2019]). |
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Treibt man die Zerlegung sehr weit, wird die programmnahe Modellierung erreicht. Fasst man sehr weit zusammen, landet man bei einer Überblicksnotation. Die Abgrenzung entlang dieser vertikalen Dimension der Prozessmodellierung ist weitgehend subjektiv. |
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(11) Verweise, Verknüpfungen |
Hin und her |
Eher aus der Praxis der grafischen Modellierung kommt dieses Methodenelement. Hier ist man oft genötigt, lange Tätigkeitsfolgen aufzuteilen. Zum einen, weil dadurch mehrfach genutzte Prozessabschnitte an verschiedenen Stellen einfach per Verweis eingebaut werden können, zum anderen schlicht wegen der Übersichtlichkeit der entstehenden Grafik. |
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Grundlage ist eine klare und sinnvole Identifikation der einzelnen Geschäftsprozesse (vgl. Kapitel 4). |
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Semantisch betrifft dies den Zusammenhang zwischen den Geschäftsprozessen einer Organisation („folgen aufeinander“, …), methodisch den Zusammenhang zwischen Prozessmodellen. |
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Seinen Höhepunkt findet dies bei der Darstellung von Prozesslandschaften. |
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„Neu“ im Zeitalter der Digitalisierung: |
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(12) Zeitliche Dimension |
Zeitachse |
Für eine Standardprozessmodellierung genügt es, wenn bzgl. der zeitlichen Dimension |
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modelliert werden können. |
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„Neu“ im Zeitalter der Digitalisierung: |
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Soweit, kurz und knapp die Betrachtung der Basiselemente von Geschäftsprozessen und deren Prozessmodellen. Auch die weitere Entwicklung wurden angedeutet: Für eine programmnahe Prozessmodellierung müssen diese Konzepte in vielerlei Hinsicht ergänzt werden, wobei dabei die Betrachtung der „Verhaltens-Kapitel“ der objektorientierten Theorie sehr hilfreich ist (vgl. die Kapitel 10 bis 13 in [Staud 2019]). |
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12.4 Methoden für Abläufe |
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Modellierungskonzepte |
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Betrachtet man alle Methoden, die "irgendwie" Abläufe (Tätigkeitsfolgen) beschreiben, kommt man auf eine große Zahl. Vgl. [Gadatsch 2013, Abb. 4-1, Pos. 326]. Dann kommt man auch zu der klassischen Unterteilung in datenorientierte, kontrollflussorientierte und objektorientierte Konzepte [ebenda]: |
„Flusskonzepte“ |
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Bedeutung für die Prozessmodellierung haben allerdings nur kontrollflussorientierte Methoden. Sie sind geeignet, weil sie die zentrale Eigenschaft von Geschäftsprozessen, einem Kontrollfluss zu unterliegen, zu modellieren erlauben. Hier ist das Angebot sehr groß. Genutzt werden: |
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“UML” meint die Unified Modeling Language der Object Management Group. |
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Diese Methoden beschreiben alle (mehr oder weniger) den Kontrollfluss (BPMN: Sequenzfluss) der Abläufe. Einige erlauben auch die Modellierung der Informationsflüsse. |
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Prozesslandkarten |
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Sehr oft werden nicht nur einzelne Geschäftsprozesse betrachtet, sondern die Gesamtheit der Prozesse, z.B. eines Unternehmens (Unternehmensprozessmodell), einer Abteilung oder eines Tochterunternehmens. Dies erlaubt dann auch die Erfassung der Zusammenhänge zwischen den Geschäftsprozessen. Ein (historisches) Beispiel findet sich hierzu in [Staud 2006, Kapitel 8]. |
Prozesse im Zusammenspiel |
Darstellung der Prozessmodelle |
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Prozessmodelle werden immer in Form von einfachen Graphen/Netzwerken dargestellt (vgl. für eine Einführung in Graphen/Netzwerke [Diestel 2017]). Es gibt Knoten (hier die elementaren Tätigkeiten), gerichtete Kanten (die einzelnen Kontrollfüsse) und weitere beschreibende Elemente für Ereignisse, Daten, Träger von Tätigkeiten (Stellen, Abteilungen, Software), Nachrichtenflüsse, usw. |
Graphen und Netzwerke |
Ein wichtiger Ausgangspunkt für alle prozessbeschreibenden Methoden waren Petri-Netze. Vgl. dazu beispielhaft [Chen und Scheer 1994], [Langner, Schneider und Wehler 1997], [Oberweis 1996]. |
Petri-Netze |
Kurzbeschreibungen der Methoden mit der üblichen Darstellung von Prozessmodellen finden sich in den Kapiteln 14 (Methode EPK) und 15 (Methode BPMN) dieses Textes, außerdem für Aktivitätsdiagramme in [Staud 2019, Kapitel 10]. Ausführliche Darstellungen der Methoden in [Staud 2017] (BPMN) und [Staud 2014a,b] (Ereignisgesteuerte Prozessketten). |
Vgl. www.staud.info |
Ein wichtiges Differenzierungsmerkmal bei der grafischen Notation ist die Darstellung der Träger von Tätigkeiten. Sie können direkt den elementaren Tätigkeiten zugeordnet werden, wie es z.B. bei Ereignisgesteuerten Prozessketten meist üblich ist: Jeder Funktion wird durch eine Ellipse eine Stelle, Abteilung oder eine Software zugeordnet. Vgl. die Beispiele in Kapitel 14. |
Mit und ohne Schwimmbahnen (swim lanes) |
Oder sie werden in Schwimmbahnen geordnet. Dies geschieht so, dass alle Tätigkeiten eines Prozessträgers in einer Bahn dargestellt werden. Da gibt es dann für jeden Prozessträger eine Bahn, mehrere Bahnen werden in einem Becken zusammengefasst. Auch hierarchische Strukturen sind hier möglich, indem eine Bahn unterteilt wird in Subbahnen. |
Becken und Bahnen, pools und lanes |
Grundsätzlich können alle Prozessmodelle, die Zuständigkeiten erfassen, mit oder ohne Schwimmbahnen dargestellt werden. |
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Insgesamt gilt in der Praxis heute: |
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Oftmals werden Formulare für die Prozesserfassung genutzt. Vgl. Abschnitt 6.1 für ein Beispiel. Ein weiteres findet sich in [Gadatsch 2015, Pos. 390, Abb. 4.6, Abb. 4.7]. |
Tabellarische Prozesserhebung |
Prozessformulare erfassen deskriptive Aspekte des Prozesses, der eigentliche Kontrollfluss kann (für nicht-triviale Geschäftsprozesse) so aber nicht umfassend beschrieben werden, auch wenn Prozessschritte mitaufgenommen werden. Dies wird schnell unübersichtlich. |
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Ihre Stärke liegt darin, Informationen zu erfassen, die nicht im Prozessmodell ausgedrückt werden, z.B. Verantwortliche, konkret eingesetzte Software oder Nahtstellen im Prozess. |
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Modell vs. Instanz |
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Wenn wir einen Prozess modellieren, erfassen wir alle denkbaren Durchgänge, egal wie an den einzelnen Verzweigungspunkten der Kontrollfluss bei einem konkreten Durchgang stattfindet. Dies wird Prozessmodell oder auch Geschäftsprozessschema [Rump 1999, S. 19f] genannt. Betrachtet man dagegen einen konkreten Durchgang durch den Geschäftsprozess (eine konkrete Realisierung), spricht man von einer Instanz des Geschäftsprozesses. Auch sie kann – mit leichten Spefikationen - modelliert werden. Vgl., auch für ein Beispiel, für ein Beispiel Abschnitt 13.3.5. |
Allgemein und spezifisch |
12.5 Ergänzende Modellierung |
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Aus der Erkenntnis heraus, dass Prozessmodelle nur einen Teil des Prozessgeschehens abdecken, gibt es Vorschläge, weitere Methoden hinzuzuziehen. Stähler (Head of Strategy amp; Operations bei der GBTEC Software +Consulting) schlägt z.B. die Verbindung von Software für Prozessmodellierung mit Notationen zur Modellierung von Entscheidungsprozessen (DMN) und IT-Architekturen (ArchiMate) vor. Vgl. [Stähler 2017, S. 33]. |
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Die Decision Model and Notation (DMN) soll die Modellierung von Entscheidungen ermöglichen. Vgl. für eine Einführung [Freund und Rücker 2017, Kapitel 6]. |
DMN für Entscheidungsprozesse |
<<mehr dazu in Kürze>> |
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"ArchiMate ist eine grafische Notation zur Darstellung von Unternehmensarchitekturen mit einem primären Fokus auf IT-Architekturen. Eingesetzt wird sie unter anderem für die Dokumentation von Transformations- und Migrationsplanungen im IT-Umfeld. Die Notation ermöglicht die Beschreibung von Geschäftsprozessen, Organisationsstrukturen, Informationsflüssen, IT-Systemen und technischer Infrastruktur." [Stähler 2017, 21-22, S. 32-34]. |
ArchiMate zur Modellierung der IT-Architektur |
<<mehr dazu in Kürze>> |
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12.6 Grenzen der Prozessmodellierung |
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Ist man mit der Modellierung nicht-trivialer Geschäftsprozesse befasst, bemerkt man sehr bald, dass jede Methode Stärken und Schwächen hat. Hier sollen die Schwächen näher betrachtet werden. |
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Da gibt es zum einen Grenzen bzgl. der Ausagekraft der Methode als solcher. Wie gut ist ihr Instrumentarium geeignet, Geschäftsprozesse zu erfassen und zu modellieren? Diese Einschränkungen sollen Methodengrenzen genannt werden. Zum anderen gibt es Grenzen bzgl. der Aussagekraft der mit der Methode erarbeiteten Prozessmodelle. Diese sollen Analysegrenzen genannt werden. Drittens gibt es Grenzen bzgl. der grafischen Aussagefähigkeit der erstellten Prozessmodelle. Diese sollen Grafikdefizite genannt werden. |
Grenzen, Einschränkungen, Defizite |
Die Methoden der Prozessmodellierung als solche stoßen an Grenzen, wenn es um die Erfassung sehr komplexer Geschäftsprozesse geht. Diese Komplexität kann so hoch werden, dass die Methode und auch die grafische Gestaltung der Modelle überfordert sind. Es gibt auch Prozessstrukturen, die mit den gängigen Methoden nicht (sinnvoll) abbildbar sind. Ein Beispiel ist das Beobachten einer Tätigkeit und das Reagieren darauf. Vgl. [Staud 2006] für ein Beispiel („… der Verkauf überwacht die Erstellung der CAD-Unterlagen …“). Grundsätzlich lässt sich alles, was auf das sequentielle Kontrollflusskonzept abbildbar ist, gut modellieren. Was darüber hinaus geht, nicht. |
Methodengrenzen |
Auf weitere Methodengrenzen stößt man, wenn man diese Methoden mit einigen der UML vergleicht. Dort sind ablaufbeschreibende Methoden vorhanden, die – weil von der Systemanalyse motiviert – sehr ins Detail der Ablaufbeschreibung gehen. Nicht so sehr die Aktivitätsdiagramme, sondern die Sequenzdiagramme und die Zustandsautomaten (vgl. dazu [Staud 2019]). Letztere gewinnen seit einigen Jahren Bedeutung, weil (natürlich) Anwendungssoftware, vor allem wenn sie weitgehend automatisiert ist, durchaus als Automat interpretiert werden kann (vgl. [Staud 2019]). |
UML |
Auch bzgl. der in einem Geschäftsprozess notwendigen Verarbeitung von Daten sind die Methoden nur eingeschränkt leistungsfähig. Zwar werden in einer kompetenten (Standard-)Prozessmodellierung die Zugriffe auf die Daten („Kundendaten erfassen“) und die wichtigsten Verarbeitungsschritte („Rechnung erstellen“) ausgedrückt, dies geschieht aber eher kursorische und nur soweit, wie es die Prozessbeschreibung erfordert. Alles, was „tiefer geht“, ist mit dem Standardinstrumentarium nicht ausdrückbar. |
Verarbeitung von Daten |
Prozessmodelle liefern eine genaue Beschreibung der möglichen (gewollten) Abläufe in einem Geschäftsprozess. Ein Ist-Prozessmodell kann alle diesbezüglichen möglichen Defizite aufzeigen, es gibt aber z.B. keine Auskunft über die Qualität der durchgeführten Arbeiten („Kalkulation durchführen, …). Dies muss auf andere Weise geklärt werden. |
Analysegrenzen |
In einem Prozessmodell können Rahmenbedingungen für Aufgaben nur beschränkt ausgedrückt werden. Zum Beispiel rechtliche, aber auch technische. Natürlich können einfache Rahmenbedingungen, die den Kontrollfluss festlegen, problemlos ausgedrückt werden („Lagerbestand ausreichend?“, „Ingenieurkapazitäten vorhanden?“), es wird aber schnell unübersichtlich, wenn es ins Detail geht. Ganz grundsätzlich gilt: Rahmenbedingungen, die sich nicht im Kontrollfluss niederschlagen, sind im Prozessmodell nur als textliche Anhänge erfassbar (z.B. als Artefakte in der BPMN). In der Praxis kann man manchmal den Versuch beobachten, diese Art Rahmenbedingungen im Prozessmodell unterzubringen. Dies führt dann aber zu großer Unübersichtlichkeit und zu einer Detaillierung, die mit dem übrigen Modell nicht harmoniert. Vgl. zur Frage gleichmäßiger Detaillierung in Prozessmodellen [Staud 2006] und [Staud 2014]. |
Rahmenbedingungen |
Prozessmodelle werden üblichweise grafisch ausgedrückt. Dies führt bei nicht-trivialen Geschäftsprozessen schnell zu Unübersichtlichkeit. Ein Beispiel sind die Schwimmbahnen und Becken für die Darstellung der Prozessträger. Ihre Nutzung wird, wenn der Geschäftsprozess lang ist und wenn viele und wechselnde Prozessträger vorhanden sind, schnell unübersichtlich. |
Grafikdefizite |
<<mehr zu allen diesen Punkten im Seminar / in der Lehrveranstaltung>> |
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12.7 Software für die Prozessmodellierung |
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Software für die eigentliche Prozessmodellierung gibt es in großer Zahl. Einige Beispiele: |
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<<Diese Liste wird fortlaufend ergänzt und aktualisiert>> |
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